Erinnern wir uns an Lothar Woelk. Der Mann war 1989 34 Jahre alt, hatte 385 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel und beim VfL Bochum fast alles, erlebt, was der Profifußball hergibt. Als gestandener Haudegen wechselte Woelk damals zum in die 2. Liga aufgestiegenen MSV. Es war nicht der große Name für den Boulevard, kein Star, dafür aber ein eminent solider und effektiver Spieler. Was damals noch nicht absehbar war: Es sollte der Königstransfer sein. Der kantige Abwehrspieler hatte entscheidenden Anteil daran, dass die MSV-Mannschaft zum Spitzenteam heranwuchs und zwei Jahre später in die Bundesliga aufstieg.
Vier Neuzugänge stehen beim Zweitliga-Aufsteiger bislang fest, einer wie Woelk ist noch nicht dabei, würde dem MSV aber guttun. Es irritiert dabei, wie viele Verträge sich durch den Aufstieg verlängerten. Somit geht der MSV mit einigen Spielern in die neue Saison, die schon vor zwei Jahren in der 2. Liga an Grenzen stießen.
Die bisherigen Verpflichtungen lösen zwar keine Euphorie aus, sie machen aber Sinn. Sportdirektor Ivica Grlic schloss mit Daniel Davari ein Vakuum auf der Torhüterposition. Gerrit Nauber ist ein gestandener Innenverteidiger – allerdings ohne Zweitliga-Erfahrung. Mittelfeldmann Lukas Fröde, zuletzt Würzburg, kommt als gut ausgebildeter Mann vom Bundesligisten Werder Bremen. Der Brasilianer Cauly Oliveira Souza wird beweisen müssen, dass er den Sprung von Fortuna Köln in die 2. Bundesliga packt.
Im Vergleich zu Konkurrenten wie Regensburg, Kiel, Bielefeld und Aue scheint der MSV gut aufgestellt – trotzdem besteht weiter dringend Bedarf. Natürlich im Sturm, um die Torarmut, unter der die Zebras im Aufstiegsjahr litten, abzustellen. Zudem erscheint fraglich, ob der MSV auf den defensiven Außenbahnen langfristig mit „umgeschulten Mittelfeldspielern“ über die Runden kommen wird.
Schnellhardt muss zum Führungsspieler reifen
Zurück zu Lothar Woelk: Viel wird davon abhängen, ob die Meidericher einen Führungsspieler dieses Kalibers haben werden. Branimir Bajic wird diese Rolle nur noch bedingt ausfüllen können, sollte Trainer Ilia Gruev mittelfristig auf eine verjüngte Formation in der Innenverteidigerposition setzen wird. Mittelfeldmann Fabian Schnellhardt hat das Zeug dazu, aber auch er muss nun beweisen, dass er seine Klasse in seiner Debütsaison in der 2. Liga weiter auf die Platte bringt.
Vor zwei Jahren kam der Königstransfer spät – zu spät. Victor Obinna brachte alle Qualitäten mit – allerdings auch das Verletzungspech.